Bei Sabine hat sich in den letzten Monaten viel getan! So viel schönes. Die Zeit ging dahin und Geld hat erstmal keine große Rolle gespielt. Deshalb war es auch still um sie hier im Blog. Dafür ist sie immer noch verliebt. Die Bindung zu Robert wird fester, was sich erstmal super gut anfühlt. Allerdings führt das Leben im 7. Himmel auch dazu, dass Sabine eigentlich gar keine Lust hat, beim Geld genauer hinzuschauen. Als sie nun zum ersten Mal das Wort Hochzeit in den Mund genommen hat, habe ich mich länger mit ihr auch zum Thema Geld unterhalten. Völlig unromantisch, so gar nicht sexy. Aber sicherlich für viele Andere hier auch interessant, deshalb geben wir die wesentlichen Punkte unseres Gesprächs mal weiter:
Gisela: Soso, das Wort Hochzeit steht im Raum. Ihr wollt also eine Ehe eingehen. Bist Du dir sicher?
Sabine: Was heißt schon sicher. Ich fühle mich mit Robert sehr wohl. Fast würde ich sagen, wir sind Seelenverwandte. Viele Probleme, die ich mit anderen Männer hatte, stellen sich mit ihm nicht. Natürlich bin ich auch unsicher. Ist das nicht bei allen so? Ich mein, wer verpflichtet sich schon gern für ein Leben lang? Aber im Augenblick würde ich sagen, der oder keiner.
Gisela: Was weißt du denn über ihn, wenn es um das Thema Geld geht? Hat er Vermögen? Was verdient er?
Sabine: Hey, du stellst mal wieder hammerharte Fragen. Er hat mir noch nicht mal einen Antrag gemacht. Da soll ich ihn schon finanziell auseinandernehmen? Ich glaube, dass er ganz gut verdient. So genau habe ich ihn das noch nicht gefragt, aber wir haben uns bisher alle unsere Unternehmungen inkl. Urlaube gut leisten können. Das heißt auch, dass er recht selbstverständlich Kosten übernommen hat, wenn ich das gerade nicht konnte.
Gisela: Okay, du weißt es also nicht wirklich. Weiß er es von dir?
Sabine: Nun ja, er weiß, dass ich selbständig bin und dabei schon auch immer mal zu kämpfen habe. Ich fühle mich da schon ein bisschen sicherer, wenn ich weiß, dass da noch jemand mit einem festen Gehalt ist. Bisher habe ich zwar immer noch meine Miete und die Grundlebenskosten selbst getragen, aber es gibt ein gutes Gefühl, dass etwas Luxus durch ihn in mein Leben kommt. Das ich ansonsten keine Rücklagen habe, dass weiß er. Darüber jammere ich schließlich von Zeit zu Zeit.
Gisela: Du hast ja in deinem Leben schon immer mal mit anderen Selbständigen zusammengearbeitet. Bei größeren Projekten stand da immer mal die GbR, als rechtlicher Zusammenschluss, im Raum. Bist du die mal eingegangen?
Sabine: Ich weiß zwar nicht, wie du jetzt auf die GbR kommst, aber ich bin die nie eingegangen. Immerhin gibt es da keinen Haftungsausschluss. Ich stehe gerade für die andere Person, wenn die in der GbR Mist baut, bin ich mit dran. Da hatte ich immer Manschetten davor.
Gisela: Eine Ehe ist nichts anderes als eine GbR. Die gehst du ein, ohne über den finanziellen Hintergrund deines Partners viel zu wissen?
Sabine: Nein, so kann man eine Ehe nicht wirklich betrachten. Hier geht es um Vertrauen, um Liebe und um den gemeinsamen Wunsch das restliche Leben miteinander zu verbringen. Hoffentlich auch Kinder zusammen groß zu ziehen.
Gisela: Sorry, aber der Gesetzgeber betrachtet die Ehe nicht nur als einen romantischen Zusammenschluss von zwei Menschen, die sich lieben, sondern eben auch als Wirtschaftsgemeinschaft. Dafür gibt es hier und da extra steuerliche Regelungen, die man meist zum gemeinsamen Vorteil nutzen kann, dafür gibt es auch Regeln, wie es funktioniert, wenn man die Wirtschaftsgemeinschaft wieder trennen will. Viele anderen Regelungen in der Ehe trifft das Paar selbst – oder eben nicht. Dann leider oft zum Schaden der Frau.
Sabine: Nun mal langsam. Wenn wir heiraten, ändert sich doch erstmal gar nichts. Er lebt in seiner Wohnung, ich in meiner und wir kommen beide für unsere Kosten auf. Ziehen wir zusammen, machen wir das genauso. Wir teilen uns die Miete und alle Kosten und fertig ist.
Gisela: Ja, am Anfang ist das einfach. Stellt sich allerdings jetzt schon die Frage, ob es gerecht ist. Ob es für euch beide passt. Du hast gesagt, du weißt nicht, wie viel Robert verdient. Du hast etwa 1.500 € im Monat zur Verfügung, das habe ich richtig in Erinnerung, oder? Nehmen wir mal an, Robert hat 4.000 € im Monat, ist es dann gerecht, dass ihr alle Kosten zu 50/50 aufteilt? Das führt bei ihm zu erheblichen Rücklagen und bei dir besteht gar keine Möglichkeit auch nur an die Altersvorsorge zu denken.
Sabine: Na, so viel wird er auch wieder nicht verdienen. Aber ich gebe dir Recht, selbst bei 3.000 € wäre das Verhältnis nicht wirklich richtig. Nur fühlt es sich für mich nicht richtig an, einfach mal von ihm viel mehr Geld zu verlangen als von mir. Immerhin habe ich mich ja für meinen Job und den damit verbundenen Einkünften entschieden.
Gisela: Das stimmt und hat dennoch gravierende Auswirkungen auf euer Leben. Wenn dein Einkommen der Maßstab ist, werdet ihr euch entsprechend sparsam verhalten müssen. Es kann jeder sich nur mit 1.500 € beteiligen, heißt ihr habt gemeinsam 3.000 € zur Verfügung. Und bei ihm bleiben monatlich 1.500 € übrig, die er wahlweise nach seinen Wertvorstellungen in die Gemeinschaft einbringt oder für sich selbst behält. Das kann man so machen, ist aber die Frage, ob sich das auf die Dauer gut anfühlt.
Sabine: Über sowas will ich eigentlich nie so richtig nachdenken. Mann, ist das blöd! Wenn du das hier so darstellst, dann fühlt sich das schon ein bisschen komisch an. Und es wird ja wahrscheinlich noch schlimmer, wenn sich unser Kinderwunsch erfüllt.
Gisela: Aber hallo, dann wird es so richtig interessant. Ihr baut einen neuen Geschäftszweig in eurer GbR auf. Innovativ, unsicher und auf jeden Fall zeitintensiv. Eine Person wird sich eine Zeitlang nicht um ihr Alltagsgeschäft kümmern können, die GbR muss sicherstellen, dass es zu einem Ausgleich kommt. Spätestens an diesem Punkt ist es super wichtig, zu wissen, ob sich die GbR so ein riskantes Unterfangen überhaupt leisten kann. Ob es genug Rücklagen gibt.
Sabine: Hey, dass ist jetzt aber gegen jede hormonelle Fortpflanzungsregel. Frau wird nicht schwanger, weil sie sich vorher genau über die finanzielle Situation der Ehe Gedanken gemacht hat.
Gisela: Würde aber viele schwierige finanzielle Situationen mit Kindern vermeiden, wenn sie das denn vorher tun würden. Und ganz besonders Altersarmut von Frauen. Ich weiß, dass meine Gedankengänge ungewohnt sind und dennoch löst sich vieles viel besser, wenn man vor der Schwangerschaft verhandelt und gemeinsam nachdenkt und nicht erst, wenn das Kind schon ein paar Jahre auf der Welt ist. Lass uns nochmal bei dem GbR Beispiel bleiben. Mit ein bisschen Distanz durch die gedankliche Firmenumgebung bleiben in meinen Augen die Hormone ein bisschen mehr draußen.
Sabine: Du kannst sie aber nicht wegdenken. Aber exemplarisch kann ich mich darauf einlassen. In unserer Sabine/Robert GbR soll es jetzt also zu einem oder vielleicht sogar mehreren Kindern kommen. Echte Wellness-Projekte. Ich möchte sie nicht nach einem möglichen Gewinn berechnen, geht auch gar nicht, oder? Also ein Projekt, was für die Firma irgendwie gut ist und deshalb auch finanziell Verlust machen darf. Hört sich jetzt nicht ganz klug an, aber vielleicht stimmt das ja tatsächlich für Kinder, wenn man es alleine mit der finanziellen Brille anschaut.
Gisela: Genau und nun ist die spannende Frage, wie ein Ausgleich aussehen kann, der zum einen sich für beide fair anfühlt und zum anderen auch fair ausgleicht. Bleiben wir mal noch bei einem Unternehmen. Die leisten sich einen Wellnessmanager, wie wird der bezahlt?
Sabine: Na hoffentlich gut, und aus den Gewinnen, die die anderen erwirtschaften. Aber so kann man in der Ehe doch nicht denken. Immerhin erwirtschaftet Robert ja jetzt nicht mehr Geld, nur weil ich ein Kind bekomme und nicht mehr Vollzeit arbeiten kann. Zumal das ja auch nur eine befristete Zeit ist, in dem ich ja auch Elterngeld bekomme.
Gisela: Spannend, es scheint für dich selbstverständlich zu sein, dass du wegen der Kinder zu Hause bleibst. Man könnte ja zunächst mal diskutieren, wer diesen Job wahrnimmt. Aber ich weiß, allein wenn ich mir den Gehaltsunterschied anschaue, dann habt ihr das leider so angelegt, wie viele Paare. Die Frau verdient von vornherein weniger, also ist es doch klar, dass sie zu Hause bleibt. Anders würde es sich ja erst recht nicht rechnen. Diese Situation lässt sich jetzt ad hoc nicht verändern. Von daher halte auch ich es für sehr wahrscheinlich, dass du dich um die Kinder kümmern wirst. Du wirst die Wellnessmanagerin. Und brauchst natürlich eine faire Bezahlung. Und zwar langfristig. Das Elterngeld ist im ersten Jahr eine gute Unterstützung. Dies ist übrigens der beste Zeitraum, dass auch Robert für sechs bis acht Monate aussteigt und sich ums Kind kümmert. Denn das Elterngeld wird anteilig am bestehenden Einkommen bezahlt, wenn also Robert länger Pause macht, bekommt ihr mehr fürs Geld. Mir geht es aber gar nicht so sehr ums erste Jahr. Das ist im Nu rum und das Kind dann noch lange nicht groß. In der Wirtschaftsgemeinschaft braucht es einen Plan für sagen wir mal locker 10 Jahre. Denn so lange wirst du wahrscheinlich nicht wieder volle Kraft arbeiten können. Wie soll der Ausgleich aussehen?
Sabine: Mir wird ganz schlecht, wenn ich an solche Verhandlungen denke. Irgendwie betrachte ich das in erster Linie als mein Problem, und wenn ich ehrlich bin, will ich mir da so keine Gedanken zu machen. Dabei kommt doch eh nur raus, dass wir feststellen, dass wir uns keine Kinder leisten können. Und ich möchte so gerne Kinder haben. Robert auch. Aber wenn er mich jetzt bezahlen soll, dass geht sich doch hinten und vorne nicht aus.
Gisela: Na, nun steck mal den Kopf nicht gleich in den Sand. Gerade wenn Robert die Kinder auch will, bietet sich doch eine gute Verhandlungsgrundlage. Ich würde das jetzt so angehen, als Rechenmodell. Und zwar gehe ich von dem Zeitpunkt aus, an dem du wieder arbeiten kannst, aber eben nicht Vollzeit. Ich rechne jetzt mal mit 800 €, die Du verdienst und 3.200 €, die Robert nach Hause bringt. Ich hab da mal noch eine Gehaltserhöhung mit eingerechnet, einfach damit ich mit 4.000 € rechnen kann. Und im übrigen ist das ja in den folgenden Jahren nicht unrealistisch. Braucht ihr nun im Monat 3.000 €, bleiben 1.000 € übrig. Davon gehen 700 € in Deine Altersvorsorge und 300 € in seine. Wenn ihr bis zum Lebensende zusammenbleibt, dann könnt ihr die Altersvorsorge auch zusammen nutzen. Wenn ihr euch trennt, ist deine erhebliche Rentenlücke durch deinen geringen Verdienst wenigstens ein bisschen ausgeglichen. Hört sich das für dich fair an?
Sabine: Wenn du das so sagst, dann hört sich das erst mal plausibel an. Aber es heißt auch, dass ich erstmal nur 100 € zum Familieneinkommen beisteuere und alles andere von ihm kommt. Da fühle ich mich wie eine richtige Niete.
Gisela: Nun, Du bist die Wellnessmanagerin. Du kümmerst dich um die Familie und das ist eben auch ein Job. Leider einer, der nicht bezahlt wird. Aber dennoch muss ihn eine machen. Und dafür entlohnt werden. Es braucht einen Ausgleich und der sollte nicht mit schlechten Gefühlen verbunden sein.
Sabine: Und meinst du nicht, dass sich das für Robert schlecht anfühlt? Immerhin verdient er doch mehr Geld, dann soll er es auch behalten können.
Gisela: Hier kommt die Ehe als Wirtschaftsgemeinschaft ins Spiel. Wenn er zu dieser Gemeinschaft Ja sagt, dann sagt er nicht nur zu der Liebe ja, sondern eben auch dazu, alles zu teilen. Dabei wird nicht davon ausgegangen, dass jeder gleiche Teile beisteuert, sondern eben jeder das, was Sinn macht und was sich gerecht anfühlt. Ich weiß, dass ist eine Sache die man aushandeln muss und ich bin sehr froh, dass wir sozusagen vor der Empfängnis des ersten Kindes darüber reden. Ja, sogar vor der Hochzeit. Denn so wie man bei einer GbR ja auch nicht nur über das zu produzierende Produkt nachdenkt, sondern auch über den Partner, mit dem man eine GbR eingeht, so kann man das in der Ehe durchaus auch tun. Schade eigentlich nur, dass es bei der Ehe die Rechtsform der GmbH nicht gibt. Hier gilt leider nur ganz oder gar nicht. Aber vielleicht ist das ja auch ganz gut.
Sabine: Lieben Dank, Gisela, für die Impulse. Sie erscheinen mir manchmal ein bisschen radikal – aber dennoch ist es als Verhandlungsbasis vielleicht mal ganz gut, die Liebe aus dem Spiel zu lassen und sich das ganze von der finanziellen Seite anzuschauen. Einfach um sie nicht aus dem Blick zu verlieren und um nicht in die Prinzessinnenfalle zu tappen, bei der nur der Prinz für so was schnödes wie Geld zuständig ist und er das schon alles im gemeinsamen Sinne super regeln wird. Wir sind ja auch sonst erwachsen und stehen unsere Frau im Leben!