7 Glücksfaktoren

Menschen, die das Erwerbsleben verlassen wollen und sich der Rente zuwenden, haben viele Fragen. Die erste Frage ist immer: Kann ich mir das leisten? Besonders, wenn es um die Frage geht, wann man in Rente gehen kann oder ob man möglicherweise auch nach dem gesetzlichen Rentenalter noch arbeiten muss. 

 

Eine echte Rechenaufgabe, die - je nach Ausstattung - auch zukünftige Unwägbarkeiten enthält. 

 

Ist die Frage aber im Grundsatz geklärt, stellt sich als nächstes die Frage, wie werde ich mein Leben ohne Arbeit, ohne diese äußeren Zwänge des Geldverdienens glücklich gestalten. Dazu habe ich einige spannende Studien aus den USA entdeckt, die zusammenfassend 7 Glücksfaktoren als zentral ausmachen. Was ist also wichtig, um im Ruhestand glücklich und erfüllt zu leben? 

 

1. Gesunder Lebensstil

 

Keine Frage, wir alle hoffen, dass uns im Alter (genauso wie in der Jugend übrigens, da ist es bloss nicht so präsent) keine Krankheit in unserem Tatendrang ausbremst. Dafür kann man natürlich einiges tun. Regelmässige Vorsorgeuntersuchungen, viel Bewegung und gesunde Ernährung sind sicherlich die wichtigsten Punkte. 

 

Lass uns konkret werden. Wie lässt sich das umsetzen? 

Ohne Erwerbsarbeit bleibt mehr Zeit. Das ist wunderbar, den Bewegung braucht Zeit, um diese zu tun. Je nachdem, wie Menschen gestrickt sind, kann ein Plan bzw. eine Routine helfen, um den eigenen Schweinehund zu überwinden. Manchen Menschen hilft es, die Sportroutinen genauso zu planen und als gesetzt zu sehen, wie sie es vorher mit festen Arbeitsterminen gemacht habe. Diese wurden auch nur im allergrößten Notfall abgesagt. Wieso sollte die eigene Gesundheit weniger wichtig sein?

Was planst Du, um Dich mehr zu bewegen? Oder ist hier alles schon im grünen Bereich? 

 

In Sachen Ernährung bleibt für viele mehr Zeit, um Mahlzeiten selber zu kochen und sich mit gesunder Ernährung mehr auseinanderzusetzen. Das kann zu ganz vielfältigen Ergebnissen führen.  

 

Bleiben noch Vorsorgeuntersuchungen und alle anderen medizinischen Termine, die dafür sorgen, dass Krankheiten schnell geheilt werden und mögliche Risiken früh erkannt werden. Wie ist es bei Dir? Nimmst Du Vorsorgeuntersuchungen  wahr? Wenn nein, warum nicht? Ist alles andere wichtiger? Wirklich? 

 

2. Soziale Kontakte

 

Das soziale Netz verändert sich, wenn man die Erwerbsarbeit verlässt. Nicht alle beruflichen Kontakte erweisen sich als beständig, wenn man sich nicht mehr jeden Tag auf Arbeit sieht. Im Gegenteil, für viele sind dies nur ganz wenige Kontakte, die diesen Wechsel überleben. 

 

Also heißt es, neue Kontakte aufbauen und vielleicht auch ganz alte Kontakte wieder ausgraben. Für viele hat sich bewährt, bei jedem Treffen am Ende einen neuen Termin auszumachen. Ohne diese neuen Termine kommt über lange Strecken das Leben dazwischen. Es dauert oft ewig, bis man sich wieder verabredet. Macht man es gleich, geht es viel leichter. Im Ruhestand ist vielleicht auch Zeit wieder alte Kontakte "aufzuwärmen" und zu schauen, welche Verbindungen auch heute wieder Spaß machen. Hier sind ja oft Kontakte aus der Schule, dem Studium oder aus Reisen auf der Strecke geblieben und es kann sich lohnen, diesen eine zweite Chance zu geben. 

Soziale Kontakte lassen sich aber auch neu im Ruhestand aufbauen, möglichst nicht nur mit anderen Menschen im Ruhestand, sondern aus allen Altersklassen. Neue Bekannte mache ich, indem ich mich in Vereinen engagiere, in Chören mitsinge und vielleicht auch  künstlerische Kurse besuche. Das ist mein Weg.

 

Wie ist das bei Dir? Bist Du gut eingebunden oder ist das eine nagende Baustelle, die mehr Aufmerksamkeit bedarf? Was kannst Du tun? Wie kannst Du anderen Menschen eine Freude bereiten, für sie da sein? Jeder eigene Input zahlt sich aus, davon bin ich überzeugt. Vielleicht nicht direkt, vielleicht auch nicht mit dieser Person. Aber von irgendwo kommt was zurück. 

 

3. Eine Aufgabe

 

Wie die Japaner so schön sagen, Du brauchst Ikigei. Übersetzt "etwas, wofür es sich lohnt, aufzustehen." Für die einen ist es nochmal ein Job, vielleicht für ein paar Tage. Oder eine beratende Tätigkeit aus dem Wissen, was man im Leben angehäuft hat. Es kann aber auch eine ehrenamtliche Aufgabe sein. In der Summe soll sich das Gefühl einstellen: Ich werde gebraucht, ich tue etwas mit Sinn und Nutzen. Wäre ich nicht da, würde es irgendwem oder irgendwas schlechter gehen. 

 

Mit was willst Du die Welt besser machen? Was könnte Dir das Gefühl geben, dass Du einen echten Unterschied machst? 

 

4. Höre nie auf zu lernen

 

"Man wird alt und dumm wie eine Kuh und lernt immer noch dazu" - mit diesem Spruch bin ich aufgewachsen. Nicht nett für die Kühe und in der Annahme, dass man im Alter dumm wird, auch nicht für alte Menschen. Aber in der weiteren Aussage, dass man noch dazulernen könne, schon. Denn dieser Punkt scheint sehr wichtig zu sein. Sich immer wieder mit neuen Dingen zu beschäftigen, bei denen das Gehirn gefordert wird. 

 

Das ist ja nicht immer ganz einfach. Wenn es da den Rat gibt, geh in die Bücherei und leih Dir ein Buch aus, finde ich das zu kurz gegriffen. Ich lese keine Bücher, bei denen mich der Inhalt nicht interessiert. Und es gibt wirklich vieles, was mich nicht interessiert. Heißt, ich muss erstmal rausfinden, was mich aktuell interessiert. Das aktuell finde ich dabei auch sehr zentral. Es gab in meinem Leben schon viele Themen, die mich interessiert haben und ich bin sicherlich meilenweit davon entfernt, sie komplett durchdrungen zu haben. Aber irgendwann flaut das Interesse ab. Und irgendwas Neues kommt. Aktuell ist es die Phasenbewältigung vom Arbeitsleben in den Ruhestand. Dazu kann ich total viel lesen und recherchieren. Weil es mich interessiert. Ich merke aktuell, dass ich wieder mehr englische Wörter beim Reden einflechte. Weil ich gerade ganz viel auf englisch lese. Wenn mich was interessiert, habe ich Freude am lernen und kann mich kaum bremsen. 

 

Noch besser wäre es für mein Gehirn, wenn es mich interessieren würde, nochmal ein Musikinstrument oder eine neue Sprache zu lernen. Sagt die Gehirnforschung und ich kann das nachvollziehen, aber mich noch nicht aufraffen. Manchmal schaue ich ganz vorsichtig die Gitarre an, die hinterm Schrank steht und darauf wartet wiederentdeckt zu werden. Schau'n wir mal, wann es hier Videos von mir gibt mit Gitarrenbegleitung... 

 

Was möchtest Du lernen? Was interessiert Dich? Und wenn da gar nichts ist, helfen auch Kreuzworträtsel... Aber das könnte jetzt auch als Drohung daherkommen. 

 

5. Bleibe optimistisch - oder lerne es

 

Wieder diese Studien: Optimistische Menschen leben länger und erleben seltener Herzinfarkte. Allein deshalb lohnt es sich, an der eigenen optimistischen Sichtweise zu arbeiten. Dazu kommt noch, es macht auch mehr Spaß! 

 

Nun wird mein eher pessimistischer Mann antworten, dass er das aber nicht kann und die Welt eh schlecht ist. Für Optimismus in der Beziehung bin irgendwie meistens ich zuständig. Wenn auch ein kleiner Teil veranlagt ist und wir sicherlich viel Prägung aus unserer Kindheit mitbekommen haben, so können tendenziell pessimistische Menschen schon daran arbeiten, die Welt in angenehmeren Farben wahrzunehmen. Es ist eine Entscheidung, ob man daran arbeiten will oder eben nicht. Wie man auf Dinge und Erlebnisse schauen will: Mit der Brille, was daran gut ist oder mit der Brille, warum es jetzt schlecht ist. Auch mit echten Übungen, wie beispielsweise einer bewussten Sammlung am Abend, was am Tag alles gut gelaufen ist. Was Freude gemacht hat und wo wir etwas gelernt haben und stolz auf uns sein können. Und um dem nächsten Punkt ein bisschen vorzugreifen: Für was wir dankbar sein dürfen. 

6. Sei dankbar

 

Wieder so ein Ratschlag aus der positiven Psychologie. Aber ein sehr effektiver. Wann immer es mir in meinem Leben schlecht ging und ich durch schwierige Phasen durchmusste, habe ich morgens den Tag mit einer kurzen Dankbarkeitsübung gestartet. In unterschiedlichen Variationen, aber eine war, jeden Morgen drei Dinge zu notieren, für die ich dankbar bin und weitere ein bis drei, auf die ich mich freue, heute erleben zu dürfen. Besonders in schwierigen Zeiten waren dies oft kleine Dinge. Wenn ich am Abend noch dachte, an hohem Fieber zu sterben, so war ich am nächsten Morgen schlicht dankbar, dass ich noch lebe. Ich finde übrigens, dafür darf man jeden Morgen dankbar sein. Aber mit ein bisschen Suche habe ich immer noch viel mehr Dinge gefunden. Und selbst an stressigen, vollen Tagen eine Kleinigkeit einzubauen, auf die man sich dann freuen kann, geht wirklich immer! 

 

Es lohnt sich, besonders in schwierigen Zeiten, aber für viele Menschen auch als echte Routine. Morgenseiten, in denen immer die Frage beantwortet wird: Für was bin ich dankbar und was war schön und was wird schön werden. . 

Dabei ist es übrigens wichtig, die Dinge aufzuschreiben, am besten handschriftlich. Das wirkt im Gehirn einfach nochmal intensiver. 

 

7. Lebe mit Fell oder Federn zusammen

 

Für mich ist unser Enno Glück pur. Wir haben unseren Zwergpudel seit 6 Jahren, er wurde von Anfang an ein echtes Familienmitglied, Kinderersatz und Mittelpunkt in unserem Leben. Es gibt Freunde, die lästern bestimmt, dass wir es ein bisschen übertreiben. Mag sein, aber es fühlt sich gut an. 

 

Jenseits seiner positiven Präsenz an sich, "zwingt" er uns auch bei schlechtem Wetter unsere Spaziergänge zu machen. Er "zwingt" uns auch zu einer gewissen Tagesstruktur, was nicht schlecht ist. 

 

Nun wirst Du vielleicht sagen, ein Hund kommt für Dich nicht in Frage. Aus welchen Gründen auch immer. Wir haben lange gebraucht, weil Thomas eine Hundehaarallergie hat. Bis wir gelernt haben, dass Pudel eine andere Haarstruktur haben und Thomas auf Pudel nicht allergisch reagiert. Aber es gibt natürlich noch viele andere Gründe, die gegen einen eigenen Hund sprechen.

Möglicherweise kannst Du dann in einem Tierheim aushelfen, die Hunde Gassi zu führen. Oder ein anderes Tier kommt für Dich in Frage. Eine Katze ist definitiv unabhängiger, das hat Vor- und Nachteile. Insgesamt bleibt es einfach Geschmacksache, welches Tier Sinn macht und ob überhaupt. Aber die, die eins im Alter haben, werden mir wahrscheinlich zustimmen, dass es nämlich zum Lebensglück massiv beiträgt. 

Das sind die sieben Glücksfaktoren, die dazu beitragen, dass Du auch im Ruhestand ein glückliches Leben führen darfst. 

 

Was nimmst Du bei Dir als Herausforderungen wahr? Gibt es Bereiche, die sich noch viel weiterentwickeln können oder bist Du schon rundum gut aufgestellt? Wie sieht Dein Plan aus?