Als Coach arbeiten - falls jemand von mir lernen will...

In meinem letzten Newsletter zum Thema Geld habe ich geschrieben, dass es bei mir - auch weil ich mich gerade viel mit Geld beschäftige - finanziell sehr gut läuft. 

 

Das hat mir zahlreiche Gesprächswünsche von Kolleginnen und Kollegen eingebracht. "Können wir mal einen Kaffee trinken gehen, ich würde gerne mehr von Deinen Erfahrungen lernen." So, oder ähnlich lauten die Anfragen. Nun bin ich ja an sich ein geselliger Mensch und ich teile auch gerne meine Erfahrungen. Aber wenn es immer wieder dasselbe ist, was ich erzählen muss, dann wird es langweilig. Und wenn ich genauer auf die Situation meines Gesprächspartners eingehe, dann geraten wir schnell in eine Coachingsituation. Die ich einfach nicht mehr für einen spendierten Kaffee mache. Deshalb habe ich mir gedacht, ich schreibe meine Erfahrungen hier einfach mal auf. So als Vorbereitung für mein 10jähriges Jubiläum im nächsten Jahr. 

Vorweg: Meine Erfahrungen sind nicht Deine Erfahrungen. Wenn wir es an Deine Situation anpassen sollen, dann leiste Dir ein Coaching bei mir. Dann schauen wir auf Dich. 

 

Nun aber zu meinen Erfahrungen: 

 

"Coaching allein geht nicht"

Coaching - ob alleine oder im Team - ist meine Leidenschaft. Aber gerade vom Einzelcoaching könnte ich nicht leben. Es würde finanziell nicht reichen, es würde aber auch energetisch nicht gehen. Mich konzentriert ganz auf mein Gegenüber einzustellen und dieses auch noch in seinen Grundvorstellungen immer wieder in Frage zu stellen, kostet mich Energie. Ich kann nicht mehr als drei Coachings pro Tag und nicht mehr als acht Coachings pro Woche geben. Ganz zu schweigen, dass auch oft längst nicht so viele Menschen überhaupt von mir gecoacht werden wollen. Es gibt Wochen, da gebe ich zwei Coachings. Und finde das übrigens sehr gut! Es ist die Zeit, in der ich auftanken darf, in der ich Neugierde und Energie für neue Coachings wieder aufbauen kann. Ich würde allerdings nervös werden, wenn ich von diesen zwei Coachings all meine Kosten decken müsste. 

 

"Ich habe immer mehrere Standbeine" 

Am Anfang meiner Selbständigkeit habe ich noch Projekte für Vereine durchgeführt, zum Teil habe ich selbst Förderprojekte initiiert und geleitet. Das war damals mein zweites Standbein. Seit etwa drei Jahren wandelt sich das, ich arbeite in meiner freien Zeit häufiger als Autorin, schreibe Bücher und Blogs. Das passt für mich in der Mischung gut, ist allerdings finanziell nicht ganz so lukrativ wie vorher die Förderprojekte. Von solchen begleite ich auch immer noch ein paar wenige.  

 

"Tage verkaufen ist besser als Stunden"

Das ist sicherlich keine Neuigkeit. Wenn ich Teamtrainings gebe oder Arbeitsklausuren moderiere, verkaufe ich einen oder mehrere Tage. Logisch, dass dabei finanziell mehr rumkommt. 

 

"Ich gönne mir verschiedene Zielgruppen"

Angefangen habe ich mit Klimacoaching - vielfältigen Coachingangeboten für die grüne Branche. Ich kam direkt vom BUND und ich wusste aus meinen Führungsaufgaben dort, dass es durchaus Bedarf gab. Hat aber erstmal nicht geklappt. Für den BUND war und bin ich zu nah, andere Verbände haben meine Angebote auch erstmal mit Abstand betrachtet. Ich vermute, ich wurde erstmal als BUND-Frau wahrgenommen. Das hat sich erst mit den Jahren geändert. Dazwischen wollte ich Klimacoaching schon mal einstampfen. Mittlerweile ist dieser Bereich für mich wieder ein großer. Ich arbeite in Einzelcoachings und moderiere viele Teamsitzungen und Klausuren für Vereine und Parteien, die alle bestrebt sind, die Welt besser zu machen. Gut, dass ich die Durststrecke überwunden habe. 

 

Dann hatte ich lange Körperakzeptanz im Angebot. Eigentlich dachte ich, dass es doch vielen Frauen auf den Keks gehen könnte, sich immer so viel um den eigenen Körper zu drehen, sich zu dick zu finden und sich selbst nicht lieben zu können. Dem war nicht so. Es gibt wenige Frauen, die sich dafür ein Coaching leisten. Deshalb gibt es jetzt noch einen kleinen Online-Kurs und mein Buch, das war´s. Irgendwann muss man alte Zöpfe auch wieder abschneiden. 

 

Dafür kommt neu das Thema Geld dazu. Das finde ich spannend, dazu möchte ich gerne mehr machen. In den letzten beiden Jahren habe ich mich eher in kleinem Rahmen damit beschäftigt, in diesem Jahr gehe ich mehr raus. Und dieses Thema trifft den Nerv der Zeit. Die Nachfrage ist echt gut. Ob es Menschen sind, die endlich ihre Schulden tilgen wollen oder andere, denen langsam dämmert, dass es im Alter knapp wird, hier gibt es viele Probleme, die drängen und angegangen werden müssen. Und Lösungsstrategien entwickeln, dass tue ich echt gerne. 

 

Damit niemand durcheinander kommt, gibt es für jede Aktivität eine extra Seite. Klimacoaching für den grünen Bereich, Klunkerchen für Geldfragen. Die Hauptzielgruppe sind Frauen, es tummeln sich da aber auch viele Männer. 

 

"F-you money hilft ungemein"

Diesen Begriff habe ich bei meinen Recherchen zu dem Buch "Finanzielle Freiheit" gelernt. Er bezeichnet das Vermögen, dass man benötigt, um etwa ein bis zwei Jahre davon leben zu können. Damit kannst Du Deinem Arbeitgeber oder eben in der Selbständigkeit jedem den Finger zeigen, mit dem Du nicht (mehr) arbeiten willst. Auch ohne den Begriff zu kennen, habe ich mich erst getraut zu kündigen, als ich wusste, dass ich genügend Geld auf der hohen Kante hatte, um etwa zwei Jahre auch ohne Einkünfte zu leben. Im Rückblick habe ich diese Geld fast nie benötigt, aber es macht eben einen Unterschied, ob ich in Flauten ruhig dasitzen kann oder ob ich panisch aktiv werde, um neue Kunden zu generieren. Zumal ich im Coaching klar problemorientiert arbeite. Entsprechend kann ich mich bei Menschen immer wieder ins Gedächtnis rufen, aber Kaltakquise macht für mich so gut wie keinen Sinn. Denn ich möchte nicht anrufen und fragen, ob es denn nicht vielleicht ein kleines Problem gäbe. Und ich möchte auch niemandem ein Coachingpaket verkaufen müssen, der sein Problem schon nach zwei Sitzungen gelöst hat.

 

"Ein breites Netzwerk, Newsletter und Internetpräsenz"

Kommen wir zur Werbung. Danach werde ich auch immer gefragt. Ich erinnere mich, dass ich vor Jahren dazu mal mit einer Marketingexpertin gearbeitet habe. Da standen dann Flyer, Anzeigen, Kooperationen und ganz viel mehr auf meiner To-Do Liste. Habe ich alles nie gemacht. Faktisch habe ich einen Newsletter und meine diversen Internetseiten. Außerdem nutze ich Facebook und freunde mich gerade mit Instagram an.

 

Ich weiß ehrlich nicht genau, wie es funktioniert, aber es funktioniert. Mit Newsletter und Internettexten bleibe ich in Erinnerung. Wenn dann ein Problem entsteht, scheinen Menschen sich daran zu erinnern und sie rufen mich an. Oder fragen jemanden, der ihnen sagt, ruf Gisela Enders an.  

 

"Förderprogramme schaden auch nicht"

Diese Aussage ist schon fast zweischneidig. Mit Förderprogrammen komme ich zu Coachings, die sonst für die entsprechende Zielgruppe nicht zu finanzieren wäre. Dennoch empfinde ich es als zweischneidig, weil sich zunehmend das Bild entwickelt, dass man für Coachings, ähnlich wie für Arztbesuche, nichts zahlen müsste. Das übernimmt jemand anders. Und wenn ich beispielsweise die Sätze der Arbeitsagentur für Jobcoachings anschaue, dann möchte ich für diese Stundensätze heute nicht mehr arbeiten. Im Laufe der Jahre habe ich einige geförderte Coachingprogramme genutzt und dabei viel gelernt. Deshalb finde ich es für den Anfang gut. Um Erfahrungen zu sammeln. Aktuell bin ich für Einzelcoachings im Vorgründungscoaching des Landes Berlin gelistet, einfach weil mir diese Coachees in ihrer Aufbruchstimmung große Freude bereiten. Und bei Unternehmenswert: Mensch bin ich als Prozessbegleiterin unterwegs, ein Angebot im Bereich der Personalentwicklung. 

 

"Läuft es finanziell gut?"

 Damit habe ich diesen Text angefangen und dazu will ich am Ende noch ein bisschen was erzählen. Ich habe mir Zielgruppen rausgesucht, die ich spannend finde, die aber nicht zwangsläufig viel Geld bezahlen. Weder NGOs verfügen über viel Geld noch beispielsweise Menschen, die endlich ihre Schulden abbezahlen wollen. Andere schon, da bin ich mir dann meinem Wert durchaus bewusst. 

Ich hatte neulich ein Gespräch mit einer Kollegin, die für die Industrie arbeitet. Es ging um Tagessätze und sie hat festgestellt, dass ihre Tagessätze von - in dem Fall einer Politikerin - nicht bezahlt werden würde. Ihr Rat an mich: Du musst dringend teurer werden. Ich habe da eine Weile drüber nachgedacht und bin dann zu Schluss gekommen, dass ich genau mit meinen Zielgruppen arbeiten möchte. Das bedeutet aber ganz klar Abstriche im Umsatz. Und zwar erhebliche. Meine Kollegin nimmt das dreifache. 

Trotzdem läuft es für mich auch finanziell gut. Eben auf einem deutlich niedrigeren Niveau. Trotzdem genug, um meine Selbständigkeit, mein Leben und meine Rente zu finanzieren. Aber ich bin diesen Schritt bewusst gegangen. So wie ich auch in meiner angestellten Laufbahn mich für Karrieren im BUND und anderen Vereinen und eben nicht in der Industrie entschieden habe. 

Meine Wahrnehmung, dass es finanziell gut läuft, macht sich auch weniger an der Höhe fest, sondern an der Leichtigkeit, wie Geld fliesst. Beispielsweise habe ich gestern die Rechnungen für mein neues Buch verschickt. Das heute schon zahlreiche Zahlungen auf dem Geschäftskonto sind, das verbuche ich auch unter Leichtigkeit. Es ist für mich nicht schwer, Geld zu verdienen. Allerdings ziehe sogar ich die Bremse manchmal wieder selbst an. Denn eigentlich ist mir Zeit viel wichtiger. 

 

"Selbst ständig aktiv - bei mir stimmt das nicht"

Da komme ich jetzt doch noch zu einem Abschlusspunkt. Mir ist Zeit wichtiger als Geld. Ich verdiene brutto etwa die Hälfte von dem, was ich als Führungskraft beim BUND verdient habe. Aber ich arbeite auch nur die Hälfte. Manchmal ist das fließend, weil mir meine Arbeit Spaß macht und ich mich deshalb nicht so gerne beschränke. Dennoch ist es zeitlich längst keine Vollzeitstelle. Und schon gar keine mit Überstunden. Netto nähern wir uns dann übrigens wieder ein bisschen an. Aber das ist eine andere Geschichte, die den Rahmen hier sprengen würde. 

 

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