Glückstraining Nr. 1 – Entdecke „Flow“ Erfahrungen

Die meisten Sorgen, die ich mir mache, haben irgendwas mit der fernen oder nahen Zukunft zu tun. Es gibt wirklich nur wenige Sorgen, die ich mir im Hier und Jetzt mache. Meistens malen wir uns etwas aus, wir lassen innere Filme abspielen, was wann schief laufen könnte und schon machen wir uns Sorgen. Nicht gut fürs glücklich sein. Die zweiten Spielart liegt im Blick zurück: Hätten wir uns damals anders verhalten, dann wäre heute alles besser. Hätten wir da mehr Glück gehabt, bessere Eltern oder was auch immer… 

Auch diese Gedanken sind nicht besonders förderlich für das eigene Glücksempfinden. Für unser Glück ist es zuträglicher, unsere Gedanken mehr im Hier und Jetzt zu halten und unsere Aufmerksamkeit auf das zu richten, was wir gerade tun. 

Zwei Strategien können uns helfen, mehr im Hier und Jetzt zu leben. „Flow“ und Genuss. Diese beiden inneren Zustände schaffen positive Emotionen und Wohlbefinden. Mit ihrer Hilfe können wir unseren Genen und unseren Lebensumständen ein Schnippchen schlagen und uns mithilfe der 40 Prozent unseres Glückspotentials, die wir selbst in der Hand haben, zu glücklicheren Menschen machen. In diesem Blogbeitrag stelle ich zunächst den „Flow“ Zustand vor.


Wie also geht „Flow“? Flow beschreibt den Zustand der aktiven Vertiefung in eine Aktivität, sei es diesen Text, den ich gerade mit Begeisterung schreibe (obwohl ich auch ein bisschen Durst habe, aber das kommt erst wieder dran, wenn ich fertig bin), sei es ein zu malendes Bild, das Vertiefen in eine Unterhaltung, in ein Schachspiel oder eine handwerkliche Arbeit. Man geht darin auf und vergisst für eine bestimmte Zeit alle Ablenkungen, wie Hunger, E-Mails oder die zukünftigen Termine. Der Begriff „Flow“ stammt von Mihaly Csikszentmihalyi und beschreibt einen Zustand extremer Vertiefung in das Hier und Jetzt. Er entdeckte dieses Phänomen in den sechziger Jahren bei Künstlern, die in der Erstellung ihrer Werke komplett aufgingen und oft Müdigkeit, Hunger und sogar Schmerzen ausblendeten. Solange sie an ihrem Kunstwerk arbeiteten, danach liess das Interesse auch gleich wieder nach. Offenbar fanden diese Künstler den Prozess des Erschaffens an sich befriedigend. Csikszentmihalyi meint, dass sich ein gutes und glückliches Leben durch diesen Flow, „das völlige Aufgehen in einer Tätigkeit“ auszeichnet. Dabei besteht das Geheimnis des Flow darin, ein Gleichgewicht zwischen Anforderung und Fähigkeit zu schaffen. Ist etwas zu schwer, sind wir überfordert. Ist etwas zu leicht, sind wir gelangweilt. Die richtige Mischung macht es, dass wir herausgefordert und gleichzeitig nicht überfordert sind. Und wenn wir diese Mischung finden, dann müssen wir kein großer Künstler sein, um in unseren Anforderungen Flow Erfahrungen machen zu können. Aufzugehen in der Aufgabe, die wir jetzt und hier erledigen. Allerdings liegt hier auch eine Tücke. Wenn wir eine Aufgabe immer wieder wiederholen, weil sie uns soviel Spaß macht, dann wird sie trotzdem irgendwann langweilig, einfach weil wir besser werden und sich eine gewisse Routine einstellt. Um im Flow bleiben zu können, braucht es dann einer Steigerung, so dass wir auch weiterhin herausgefordert sind.


Es ist nicht immer einfach, die Flow Erfahrung zu erleben. Gerade habe ich dann doch mal schnell in meinen Mailordner geschaut und mich kurzfristig aus meiner Flowerfahrung herausgebracht. Das machen wir häufig, unser Arbeitsalltag ist unstet geworden und wir müssen es wieder einüben: Uns auf eine Tätigkeit für einen Zeitraum zu konzentrieren und uns auf diese voll und ganz einzulassen. Das Geheimnis ist die Aufmerksamkeit. Die Aufmerksamkeit von Gedanken wie von Taten. Das müssen wir zum Teil erst wieder üben. Da wir nur ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit haben, beeinflussen wir mit dem Fokus unserer Aufmerksamkeit ganz maßgeblich die Qualität unseres Lebens. Dazu vielleicht an einem anderen Punkt nochmal mehr. Um die Flow Erfahrung zu üben, ist es zunächst wichtig, die eigene Aufmerksamkeit auf die aktuelle Tätigkeit zu richten und dabei zu bleiben. Keine Gedanken an die Zukunft, keine Ablenkungen oder was auch immer, für einen bestimmten Zeitraum zuzulassen. Der Zeitraum kann am Anfang übrigens klein sein – auch hier macht Übung den Meister und wir leben in einer Welt, die eher von Ablenkung lebt. Wir üben also etwas Neues (wieder) ein.


In einem Buch „Glücklich sein“ von Sonja Lyubomirsky habe ich über eine interessante Untersuchung zum Thema Flow gelesen. In dieser Untersuchung erhielten Arbeitnehmer einen Piepser, der sie in bestimmten Intervallen anpiepste, während sie ihren alltäglichen Verrichtungen nachgingen. Bei jedem Signal sollten die Teilnehmer die Tätigkeit bewerten, die sie gerade ausführten, und notieren, wie sehr sie sich konzentrierten, ob sie ihre Tätigkeit fortsetzen wollten und wie glücklich, stark und kreativ sie sich in diesem Moment fühlten. Die Untersuchung ergab, dass am Arbeitsplatz die anspruchsvollen Situationen überwogen, in denen die Testpersonen ihre Fähigkeit und ihr Wissen einbringen konnten. Außerdem erlebten sie während der Arbeit mehr Flow als zuhause oder in der Freizeit. Viele fühlten sich am Arbeitsplatz selbstbewusst und selbstsicher, zuhause dagegen apathisch und gelangweilt. Wenn sie jedoch gefragt wurden, was sie lieber tun würden, gaben die meisten während der Arbeitszeit an, lieber etwas anderes machen zu wollen, und während der Freizeit, ihre jetzigen Tätigkeit fortsetzen zu wollen.


Die bewussten Überzeugungen der Testpersonen, dass Arbeit eine lästige Pflicht und Freizeit etwas angenehmes ist, hatte offensichtlich nichts mit ihrem tatsächlichen Erleben zu tun, denn während der Arbeitszeit machten sie sehr viel positivere Erfahrungen. Den meisten von uns geht es ähnlich: Wir erkennen oft nicht, wann wir uns im Flow befinden. Daher gilt es am Anfang erstmal überhaupt festzustellen, wann wir in Flow Erfahrungen sind. Und uns dabei vielleicht auch von Glaubenssätzen zum Thema Arbeit und Freizeit zu verabschieden.

Wenn wir wissen, wann wir Flow-Erfahrungen machen, dann gilt es diese immer wieder auszubauen und auf andere Tätigkeiten auszuweiten. Dran zu bleiben, etwas fertig zu stellen und im Prozess und am Ende Erfüllung und Glück erleben zu können. Stück für Stück und mit der Zeit immer mehr. Viel Spaß!

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