Macht Geld glücklich?

In meinen Coaching geht es manchmal auch ums Geld. Und selbst macht mir das Thema Geld sehr viel Spaß und ich bin manchmal erschreckt, wie sehr wir Gespräche ums Geld tabuisieren. Deshalb will ich mich mal an das Thema Geld wagen und zwar an das, was uns bei Geld glücklich macht. Und ich bin sicher, dass es bei jedem von uns Momente gibt, bei denen es in Bezug auf Geld zum Ausstoß von Glückshormonen kommt. Oder wenn es denn nicht gleich große Glücksgefühle sind, dann Momente von Stolz und Belohnung. Die unser Gehirn letztlich in gute Gefühle umwandelt.

 

Nur ist es unterschiedlich, bei welchen Handlungen diese Gefühle produziert werden. Und das hat dann ganz viel Einfluss darauf, wie gut unser Bankkonto gefüllt ist. 

Ich mach das mal an einer größeren Investition fest, weil es gerade für uns aktuell ist, ist es die Anschaffung einer neuen Küche. Ich bin ein Sparbrötchen und habe dazu auch noch eins geheiratet. Geld ausgeben ist bei uns meist nicht mit Glücksgefühlen behaftet. Trotzdem hat unsere Küche so ihre Tücken.  Vor genau zwei Jahren haben wir uns den ersten Kühlschrank angeschaut, seitdem planen wir gedanklich neue Küchen. Nun sind wir schon bei einem Küchenbauer gewesen – das war ein großer Schritt. Als er dann ausgerechnet hat, wieviel es kosten soll, sind wir erstmal wieder drei Schritte zurück. Vielleicht doch erst im Sommer ? Und dann malt sich mein Gehirn ausgiebig aus, welch Aufwand damit verbunden ist. Die alte Küche soll zum Teil in den Keller, dazu muss der erst aufgeräumt werden, dann muss der ganze Kram in Kisten verpackt werden, dann braucht es einen neuen Fliesenspiegel und alles muss gestrichen werden. Wenn es schlimm kommt, müssen wir vielleicht noch den Boden abschleifen. Das kann ich mir in den buntesten Farben ausmalen. Und den Termin für eine Küche nochmal überdenken, vielleicht doch erst nächstes Jahr. Mein Mann hat schon gewitzelt, dass wir auch in 10 Jahren keine neue Küche haben werden. Aber ein volles Bankkonto. Denn verdientes Geld auf mein Anlagekonto zu verschieben, ja das bringt mir Glücksgefühle. Es macht mich zufrieden und bedient mein Sicherheitsbedürfnis, wenn mein Konto immer voller wird. 

 

Das hat natürlich Folgen. Mein Sicherheitsbedürfnis wird maximal befriedigt.  Meine Erben werden auch mal glücklich sein. Nur, ich hab gar keine Kinder… Aber viele schöne Momente im Leben werde ich vielleicht verpassen und ich werde mich auch erst spät – wenn überhaupt – an der schönen neuen Küche freuen können. Denn die zwei Wochen Umbau wiegen in meiner Wahrnehmung dramatischer…

Dieses Verhalten habe ich natürlich erlernt. Neulich musste ich bei meinen Eltern schallend lachen, als meine Mutter sich mit ihrer Schwester unterhielt. Letztere hatte bei Aldi rote Beete gekauft, berichtete über die Zubereitung und den Höhepunkt, dass diese nur 39 Cent kosten würden. Auch eine Jeans für 2 Euro im Second Hand Laden bereitet den beiden große Glücksgefühle. Angesichts des Mangels in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, als die beiden Kinder waren, ist das kein Wunder.

Soviel aus meinem Leben, wie man zu Geldrücklagen kommt, aber manchmal auch Gefahr läuft, am Leben vorbei zu sparen. Nun habe ich einige FreundInnen beobachtet bzw. gefragt, wie diese mit einer Investition, wie einer Küche umgehen würden bzw. auch getan haben.

Das gibt es die tatkräftigen, die es schaffen, wahlweise bei einer Radtour am Rande eine Küche zu bestellen. Gut, hier war wohl auch der Küchenverkäufer schwer mit Rabatten aktiv und sie hatten Druck, weil die neue Wohnung grad gekauft war. Aber unter diesen Typ würde ich auch noch andere Freunde packen, die relativ zügig eine neue Küche geplant und umgesetzt haben. Sogar selbst gebaut, ein Ikea Modell. In dem Fall liegen die Glücksgefühle bei einem Paar unterschiedlich. Für Sie hat ein gemütliches Zuhause einen hohen Wert. Entsprechend waren die Glücksgefühle hoch, als die Küche fertig war. Er hat Freude am Bauen und dem fertigen Ergebnis. Und für beide ist die Küche ein Symbol, dass sie sich was leisten können und ein Zeugnis, dass sie es im Leben zu was gebracht haben. Für ihn auch noch, dass er die Küche selbst aufgebaut hat. Und solche Erfolgsbeweise schiebt man ja schließlich nicht auf die lange Bank. Wenn man bei dieser Art von Belohnung auch tatsächlich erfolgreich im Sinne von Geld verdienen ist, dann macht dieser Geldumgang großen Sinn. Ist also ein super Geldumgang, wenn es auch mit den langfristigen Geldvorstellungen einhergeht. Es also sowas wie einen Sparplan fürs Alter gibt. Und natürlich auch so lange, wie regelmässig neues Geld reinkommt. Tendenziell würde ich sagen, dieses Verhalten findet man eher bei gut bezahlten Angestellten, die sich relativ sicher sind, dass sie ihren Job auch in den nächsten Jahren behalten werden.   Allerdings werden auch jegliche Vorstellungen, einfach mal was anderes zu machen und vielleicht einen beruflichen Lebenstraum zu verwirklichen, mit der Begründung, dass kann ich mir gar nicht erlauben, bei Seite geschoben.  Soviel Freiheit geht dann doch nicht.

 

 

Und dann gibt es da noch die Menschen, die an eine größere Investition gar nicht denken können, weil sich nie soviel Geld anspart. Bei denen das Geld immer knapp ist, die dafür das Leben hier und jetzt in vollen Zügen genießen. Auf meine Frage, an was sie denken, wenn sie sich eine neue Küche kaufen könnten, kommt sofort: Na, an die fertige, schöne neue Küche. Und die Phase des Umbaus?, frag ich neugierig zurück. Na, an die denke ich zwei Wochen vorher, da muss ich dann halt durch. Aber wie toll wäre es, sich eine neue Küche leisten zu können. Diese Menschen leiden viel unter Geldmangel, Geld fühlt sich immer defizitär an, es wird nie genug da sein. Meist sind dies auch die Menschen, die am meisten jammern – weswegen sie manchmal das Gefühl haben, dass es allen Menschen so geht. Und die, wenn sie Geld haben, große Glücksgefühle verspüren, wenn sie sich dann was Tolles leisten können und sich diese Belohnung ja schließlich auch verdient haben. Leider ist es dann auch immer schnell weg.  

Was hat das jetzt mit Ihnen zu tun? Nur etwas, wenn Sie Ihr Verhältnis zum Thema Geld nicht als entspannt wahrnehmen. Und zwar in die eine, wie in die andere Richtung.

Entwicklungsaufgaben für die, die eher am Geld festhalten und Investitionen bzw. schnöden, genussvollen Konsum herausschieben, für die steht das Thema Vertrauen und die kritische Hinterfragung des eigenen (meist geerbten oder erlerntem) Sicherheitsbedürfnis auf der Tagesordnung. Wieviel Sicherheit kann Geld mir geben und wieviel eben nicht? Und da ich Geld nicht mitnehmen kann, für was möchte ich mein Geld auf dieser Welt einsetzen?

Für die, die eigentlich Geld haben, aber dennoch recht häufig Geld als Begründung heranziehen, warum sie dieses oder jenes nicht tun können, ist eine ehrliche und ernsthafte Hinterfragung der eigenen Ziele, Wünsche und Bedürfnisse angesagt. Ist es tatsächlich eine neue Küche, wenn ich mir dafür in den nächsten zwei Jahren keine Reise leisten kann? Oder liegen die Wünsche genau andersrum oder noch ganz anders? Welche Ausgaben werden automatisch und eher unbewusst getätigt, die dann kleine und große Herzenswünsche unmöglich machen?

Für alle, die immer gar kein Geld haben, heißt es sparen. So hart das klingt und wahrscheinlich jetzt dazu führt, schnell mal Mails zu checken und die Lektüre dieses Textes einfach zu vergessen, in meinen Augen gibt es keinen anderen Weg den Zustand zu verändern. Natürlich nur, wenn er verändert werden soll. Um sparen zu können, braucht es eine schonungslose Analyse, wie das eigene Geld ausgegeben wird. Vielleicht auch mit einem Blick, was man von den eigenen Eltern und Verwandten so gelernt hat und ob man dieses übernehmen will. Bei jedem Geld (ob Honorar oder Gehalt) heißt es dann, 10% gleich wegzulegen. Das steht einfach nicht zur Verfügung. Und damit Selbständige mich jetzt nicht falsch verstehen, 10% vom netto – vorher bitte Geld für die Umsatz- und Einkommenssteuer zurücklegen.  Das gesparte Geld wird nicht angetastet, mindestens für drei Jahre. Und auch danach – in der Hoffnung, dass sich nach drei Jahren die ersten Verhaltensweisen automatisiert haben – handelt es sich bei diesem Geld um eine Sicherheitsrücklage und um Vermögensaufbau, und nicht um eine Konsumrücklage, die mit der nächsten Küche oder dem nächsten Auto gleich wieder bei null landet. Für mich ist es die Rücklage, die dazu führt, dass sich mehr einstellt. Wer hat, bekommt. Also vielleicht Zeit, die Seiten zu wechseln?

Und für alle, die den Einwand vorbringen, dass sie dafür einfach nicht genug Geld haben: Ich kenne einige Hartz 4 Empfänger, die die 10% Regel für sich einhalten.  Und die diese Freiheit, im Notfall und grundsätzlich etwas Spielraum zu haben, sehr schätzen.

 

Und natürlich – alles ist nicht immer so einfach, wie es sich hier gerade anhört. Wenn Sie in Sachen Geld tiefer schauen möchten, dann begleite ich Sie gerne im Rahmen eines Coachings. Damit Sie sich für Sie genau passend und in jeder Hinsicht reich und glücklich fühlen können. 

Nachtrag zur Küche

Oh, mein Mann und ich haben geflucht, als wir im Sommer zunächst selber räumen mussten und dann über Wochen Handwerker im Haus hatten. 

Aber: Es hat sich ja so gelohnt und ich habe selbst unterschätzt, wie ich einen neuen schönen Raum geniessen kann. Das werde ich mir für mein Unterbewusstsein und meine inneren Bilder von Investitionen merken. 

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