Coaching einstellen?

Seit einiger Zeit hadere ich mit meinem Beruf. Oder sollte ich besser sagen, mit Aspekten meiner beruflichen Tätigkeiten. Am Anfang dachte ich, ich muss ganz aufhören zu arbeiten.

 

 

Inzwischen habe ich es besser sortiert:

Mich nerven Selbstdarstellung und Marketing!

Ich bin müde, mich immer wieder selbst zu verkaufen. Alles andere ist okay. Ich liebe es zu coachen, ich schreibe weiterhin gerne Texte. Meine Kernaufgaben machen glücklicherweise noch Freude. 

Warum aber nervt mich die Außendarstellung gerade jetzt? Das hat im Coaching mit dem gieriger werdenden Berufsumfeld zu tun. Harte Worte. Aber ich möchte es klar benennen. Im Coachingbusiness tummeln sich inzwischen viele Kolleg*innen, bei denen es scheint, dass im Wesentlichen die Dollarzeichen in den Augen klimpern. Überteure Programme, die mit viel Anzeigenaufwand verkauft werden. Bei denen am Ende nicht viel rumkommt. Und wenn dann das gewünschte Ergebnis nicht eintritt, wird nicht das Programm kritisch evaluiert, sondern einfach das nächste Programm verkauft: Du brauchst noch mehr!

 

Mir ist es selbst schon passiert. Ich habe eine Coachingausbildung kritisiert. Und statt sich mit der Kritik auseinanderzusetzen, bekomme ich die Frage zurück: Was es mit mir macht, wenn ich jetzt so negativ auf die Ausbildung blicke? Klar, ich kann auf jedes und alles positiv blicken und bin dann natürlich auch mehr in meiner Energie. Aber ein Trainer darf sich auch weiterentwickeln, sich Verbesserungsvorschläge und ja auch Kritik anhören. Ohne kritische Aussagen durch Rückfragen zu relativieren. Ohne mir meinen Entwicklungsbedarf sozusagen als Retourkutsche zu präsentieren. Oder mir gar daraufhin noch ein neues Programm verkaufen zu wollen. 

 

 

Mich macht dieser Umgang müde. So müde, dass ich meinen neuen Blog www.ich-geh-in-Rente.de gestartet habe. Eine Reisebeschreibung auf dem Weg in den Ruhestand. Mit offenem Ende. Als ich ihn gestartet habe, dachte ich, dass ich noch in Berlin die Erwerbsarbeit einstelle. Inzwischen hat sich das wieder verschoben. Denn in der bewussten Beobachtung meiner Müdigkeit, aber auch meiner Freude, wenn ich coache, meinem Flow, wenn ich schreibe, habe ich gemerkt, dass ich große Freude an meiner eigentlichen Arbeit habe. 

Aktuell habe ich meine Marketingaktivitäten weitestgehend runtergefahren. Letzte Woche hat sich eine Klientin, die lange nicht bei mir war, für meine Impulse aus meinem Newsletter zur Jahreswende bedankt. Sie hätten ihr sehr geholfen, ihr Jahr zu planen und sie würde es bedauern, dass ich so lange keinen mehr geschrieben habe. Die Aussage hat mich super gefreut. Und motiviert, mal wieder eine Mail rumzuschicken. Nicht, weil ich etwas verkaufen will, sondern weil ich vielleicht über mein Leben berichten will. Möglicherweise fällt mir sogar ein inhaltlicher Impuls ein. Der Dich weiterbringt.

 

Immer mal ein Newsletter ist okay!

 

Alle weiteren Marketingaktivitäten bleiben niedrig. Das ist schade für mein neues Buch Finanziell erfolgreich. Es ist gut und ungewöhnlich, soviel Feedback habe ich schon bekommen. Glückwunsch an die, die es schon gelesen haben. Andere werden davon wohl nicht erfahren. Das ist der Preis, den ich gerade bereit bin zu bezahlen.

 

Geldgruppen wird es auch nur noch geben, wenn sie mehrere Personen zusammentun. Ich biete nach wie vor diese Jahresgruppen an. Zum Festpreis für Freundinnen und Bekannte, die sich selbst zusammenfinden. Keine Ahnung, ob das funktioniert. Wenn nicht, dann erstmal nicht.

 

Um Einzelcoachings mache ich mir keine Sorgen. Die kommen durch Mund-zu-Mund-Propaganda und werden weiterhin gerne durchgeführt. Denn ich helfe und coache wirklich gerne!!!

 

Dabei kann sich auch alles wieder verändern. Immerhin arbeite ich im Coaching fast die ganze Zeit an Veränderungen. Immer zum Guten, manchmal sehr gut überlegt und manchmal auch experimental. Schauen, was passiert, was funktioniert. Im Alter immer mehr mit der Grundannahme, dass es schön und leicht sein darf. Von daher wundere nicht, wenn ich plötzlich eine große Werbekampagne starte. Dann war ich wieder reif für eine Veränderung.  Aber gerade kann ich mir die noch nicht vorstellen.